Ich hasse es, dass in Elina's Zimmer eine individuell angepasste Notfalltasse für sie steht. Die Ärzte gehen also davon aus, dass jederzeit irgendetwas passieren kann? Aber wenigstens weiß ich, dass nichts passieren wird. Diese Notfalltasse werden wir nicht benötigen.
Ich könnte eine ganze Liste schreiben, an Dingen die ich hasse. Angefangen von dieser Krankheit, den ganzen Kabeln damit man immer Elina's Puls und Sauerstoff Sättigung sieht und immer einen aktuellen PCR Test zu haben, um bei meiner Tochter sein zu dürfen.
"Du bist so stark!"
Manchmal tut es wirklich gut, diese Worte zu hören, Und manchmal schnüren sie mir einfach den Hals zu und ich bekomme keine Luft, wenn ich sie höre. Ich bin stark, weil ich stark sein muss. Keiner hat mich gefragt, ob ich stark sein will. Es fühlt sich an wie eine Prüfung, will das Leben mich prüfen? Werde ich diese Prüfung bestehen, bevor ich zusammenbreche?
Bei Elina, versuche ich immer stark zu sein, ich will nicht, dass sie spürt wie sehr ich mit dieser Situation, die jetzt unser Leben ist, zu kämpfen habe. Jedes Mal wieder ist es eine Herausforderungen den Scherbenhaufen wieder zu einem Ganze zu bauen, um die Mama zu sein, die Elina brauch.
Die Schuldsuche
Zu oft frage ich mich selbst, warum das alles passiert. Ich glaube der Mensch ist ein Wesen, welches immer Begründung für Ursachen benötigt. Ich fühle mich, als wäre unsere Leben eine Serie, ein Film. Es passieren unglaubliche Dinge, unglaublich kräftezehrende Dinge, aber sind es Situationen, die ich mit meinem Wissen verhindern hätte können?
Falsch verabreichten Medikamente - warum war ich genau da nicht dabei?
Eine unnötige Narkose - sogar der Arzt hatte mir vorgeworfen, ich solle mich doch besser informieren ob der Arzt diesen Eingriff überhaupt durchführen kann. Ich weiß, dass das alles nicht meine Schuld war, aber ja, es nagt an mir.
Warum habe ich nicht daran gedacht, dass sie Medikamente zur Blutverdünnung bekommt? Das hätte den Schlaganfall ziemlich sicher verhindert.
Dies sind nur ein paar Punkte einer ganz langen Liste an Vorwürfen.
Ich weiß, für Außenstehende ist es oft schwierig mit uns umzugehen. Aber für uns ist es noch schwieriger, wenn der Kontakt abgebrochen wird, weil unser Leid so schwer zu ertragen ist, und überhaupt nicht gefragt wird, wie es uns oder Elina geht. Oft stelle ich mir vor, dass wir auf einer Insel leben. Jeder, der wissen möchte was bei uns geschieht muss wohl oder übel versuchen, einen Ausflug auf diese Insel zu machen. Man kann uns nicht helfen, und ich glaube, das macht es so schwierig. Aber man kann uns unterstützen. Manchmal reicht es einfach da zu sein und zu zuhören. Ich will nicht irgendwelche ungefragten Meinungen zu anstehenden Entscheidungen oder zu Elina's Krankheitsbild, sondern einfach ein offenes Ohr und eine große Menge an Empathie.
Ja, ich habe jedes Recht mich zu fühlen, wie ich mich fühle. Meine Gefühle rauszuschreien und Tränen freien Lauf zulassen. Wütend zu sein auf alles und jeden und die ganze Welt.
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